MMPAD Munich Meeting Report

VERANSTALTUNGSBERICHT 9 European Roadshow - München, 25. Mai 2018 Wann sprechen wir von einer Hypoglykämie? Holl erklärte, dass bei Kindern Hypoglykämie-Alarm gilt, wenn der Blutzuckerwert (symptomatisch oder asymptomatisch) unter 70 mg/dL (Grad 1) liegt. Von einer ernsten Hypoglykämie (Grad 2) spricht man bei Blutzuckerwerten unter 54 mg/dl. Eine schwere Hypoglykämie (Grad 3) läge vor, wenn das Gehirn nicht mehr funktioniert, meinte Holl. Es kommt zu kognitiven Einbußen, und zur Kohlenhydrataufnahme ist externe Hilfe nötig . 2, 9 Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Krampfanfälle, Koma, Verhaltensänderungen, Reizbarkeit und Wutausbrüche zählen zu den Symptomen von Unterzuckerungen. Holl riet daher beispielsweise bei Wutausbrüchen zunächst den Blutzucker zu messen. Bei Verdacht auf Hypoglykämie gilt: erst behandeln, dann den Blutzucker bestimmen. Holl wies noch darauf hin, die zeitliche Verzögerung zwischen kapillar gemessenen und interstitiellen Glukosewerten zu beachten. Die Hürden kleiner Kinder Laut Analysen bei 0- bis 18-Jährigen aus Deutschland und Österreich treten milde Unterzuckerungen mit Heißhunger 2,8 Mal pro Patienten-Monat auf, schwere Hypoglykämien, bei denen die Betroffenen auf fremde Hilfe angewiesen sind, einmal alle fünf Jahre. Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle und Koma wurden jedes 20. Jahr beobachtet . 10, 11 Junge Kinder haben ein etwas häufigeres Risiko schwerer Hypoglykämien und Koma. Vor allem Zwei- und Dreijährige seien bei ungewöhnlicher körperlicher Aktivität davon betroffen, wenn zu wenige Kohlenhydrate aufgenommen werden. Holl wies darauf hin, dass z. B. ein Dreijähriger bereits beim Aufmachen einer Apfelsaftflasche fremde Hilfe benötigt, so dass die Definition der „Fremdhilfe“ hier an das Alter angepasst werden muss. Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen seien dagegen bei Kindern i. d. R. etwas Vorübergehendes. Aber auch Diabetiker, die bereits früher Hypoglykämien hatten, haben ein höheres Risiko für erneute Ereignisse. Daneben zählen Begleiterkrankungen wie Morbus Addison zu den Risikofaktoren. Darauf sollte man bei vermehrt neu auftretenden Hypoglykämien achten, mahnte Holl. Eine autoimmune Nierenrindeninsuffizienz liegt bei 1-2% der Kinder mit Typ-1-Diabetes vor. Außerdem sollte man ihm zufolge auf das gleichzeitige Vorliegen einer nicht erkannten Zöliakie oder unbehandelten Hypothyreose achten. Auch ein Migrationshintergrund kann eine Ursache für vermehrte schwere Unterzuckerungen sein, da Sprachprobleme Schulungen schwieriger gestalten. Holl eruierte, ob eine intensivierte Insulintherapie im Jahr 2018 immer noch mit häufigeren schweren Unterzuckerungen assoziiert sei. Eine Studie von Karges und Kollegen zeigte, dass dies nicht stimme und eine striktere metabolische Stoffwechseleinstellung mit niedrigeren Hb1AC-Werten seit 2004 nicht häufiger mit schweren Hypoglykämien einhergehe . 10 In den USA, Australien und Deutschland fanden drei Register 10, 11 heutzutage diese Beziehung nicht mehr (Abb. 2) . Akute Komplikationen – Hypoglykämie

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